Die Sonne brennt auf die steilen Berghänge und der Wind streift durch die Wipfel der Fichten. Die Luft ist klar, die Natur so schön wie kaum an einem anderen Ort auf dieser Welt. Mein Abenteuer auf dem Berliner Höhenweg beginnt. 6 Tage Wanderung, 63 Kilometer und 5.000 Höhenmeter, vom Furtschaglhaus bis zur Kasseler Hütte, mit einem kleinen Abstecher auf den mächtigen Gipfel des 3386m hohen Schwarzensteins.
- Austria | Zillertal | Schlegeisspeicher
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- Austria | Zillertal | Furtschaglspitze
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- Austria | Zillertal | Hochfeiler
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Tag 1 – Aufstieg zum Furtschaglhaus (2.295m )
Es ist ein schöner Morgen als ich mit der Zillertalbahn nach Mayrhofen und anschließend mit dem Bus zum Schlegeisspeicher fahre. Der Stausee liegt ruhig da, das Schmelzwasser fließt träge und glitzert im Sonnenlicht. Hier, mitten in der Zillertaler Alpenwelt, beginnt mein Abenteuer.
Oben am Schlegeisspeicher treffen Tagesausflügler und Touristen auf ein paar wenige Wanderer wie mich. Ich hatte im Vorfeld überlegt zuerst auf die Olpererhütte (DEM Instagram Hotspot) aufzusteigen, Mittagzuessen und dann wieder hinunter und weiter zum Furtschaglhaus zu wandern. Aber bei der Abzweigung zur Olpererhütte teilten sich auch die Menschenmassen. Sprich, alle gehen auf die Olpererhütte und nur ich, völlig verschreckt von dem tumultartigen Geschehen, gehe alleine gerade aus weiter. Eine gute Entscheidung, denn so gehe ich mutterseelenallein den Schlegeisspeicher entlang bis ans Ende des Sees, von wo der Weg dann hinauf zum Furtschaglhaus weiter führt. Kein lautes Gerede, keine Eile, nur die Stille der Natur.
Das Furtschaglhaus ist eine recht urige und sehr gemütliche Hütte. Nachdem ich jetzt direkt aufgestiegen bin, bin ich natürlich viel zu früh oben. Aber bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse mit Kaffee und Kuchen zu relaxen ist ja auch nicht schlecht. So kann ich noch einmal die bevorstehende Tour durchgehen und mich auf die nächsten Tage vorbereiten.
Während ich in der Gegend um den Großvenediger schon fast jede Ecke gesehen habe, ist der Berliner Höhenweg komplettes Neuland für mich. Er zählt zu den anspruchsvolleren und etwas schwierigeren Höhenwegen. Aber wie ich in den nächsten Tagen feststelle, hängt einfach viel von der Bergerfahrung, der Kondition und natürlich von den Wetterbedingungen ab. Schließlich sind es laut Beschreibung jeden Tag rund 1000 Höhenmeter rauf und runter, mit Strecken von etwa 6 Stunden Länge. Wie lange ich dann tatsächlich für die erste Etappe brauche, wird sich morgen zeigen 🙂
Jetzt genieße ich erst einmal den Sonnenuntergang mit einem kühlen Bier und einem verdammt leckeren Schweinsbraten, währen der Hund des Hauses versucht den störrischen Ziegenbock vor der Tür zu vertreiben – völlig aussichtslos für den Haushund 🙂
- Austria | Zillertal | Schönbichlerhorn
- Austria | Zillertal | Schönbichlerhorn
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- Austria | Zillertal | Schönbichlerhorn
- Austria | Zillertal | Schönbichlerhorn
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Tag 2 – Über das Schönbichler Horn ( 3.134m ) zur berühmten Berliner Hütte.
Früh am Morgen, um 6:30 Uhr, geht es los. Der Weg führt mich über das Schönbichler Horn, das mit seinen 3.134m hoch und wild vor mir liegt. Die ersten Höhenmeter sind steil, und die Seilsicherungen entlang des Grats lassen mich spüren, dass dies kein Spaziergang wird. Doch mit jeder Stunde, die vergeht, wird der Gipfel greifbarer und die Luft dünner.
Am Weg treffe ich erst Benedikt und kurz darauf Svenja. Svenja hat zuvor am Furtschaglhaus ihren Hochzeitstag gefeiert – ohne Ihren Ehemann 😉 Die beiden wechseln sich jedes Jahr beim Feiern des Hochzeitstags ab. Einer bleibt bei den Kindern, der andere darf einfach machen was er/sie will 🙂 Gar keine so schlechte Idee, oder ?
Zusammen erreichen wir den Gipfel des Schönbichler Horns. Es ist ein herrlich strahlend blauer Tag. Wir genießen die atemberaubende Aussicht und die Erhabenheit des Großen Möseler, der majestätisch gegenüber aufragt. Gut zu erkennen, ist auch schon mein nächstes Ziel, die Berliner Hütte. Sie liegt vor uns weit unten im Tal.
Gegenüber erkenne ich auch schon die Mörchenscharte, über die ich übermorgen weiter zur Greizer Hütte wandern werde. Und natürlich den Gletscher und den Gipfel des Schwarzenstein, mein Ziel für morgen 🙂
Aber jetzt geht es einmal talwärts Richtung Zemmgrund und Berliner Hütte. Wir sind viel zu früh dran. Für die gesamte Strecke haben wir nur 4 1/2 statt der angeschrieben 6 1/2 Stunden benötigt. Da geht sich doch glatt noch ein Sprung in den Zemmbach mit anschließendem Sonnenbad aus. Normalerweise springe ich nicht unbedingt in einen Fluss mit eiskaltem Gletscherwasser. Aber es ist wirklich ungewöhnlich heiss heute. Und das auf über 2.000 Meter. Immerhin spar ich mir so gleich die Dusche auf der Hütte 😉
Immer noch viel zu früh kommen wir an der einzigartigen Berliner Hütte an – beeindruckend groß, mehr ein Hotel als eine Berghütte. So haben wir wenigstens noch Zeit für A) einen Kaiser Schmarrn und B) die Hütte genauer zu erkunden.
Hütte ist gut, alleine der Winterraum ist so groß wie die meisten anderen Berghütten. Auch im Speisesaal hätte die eine oder andere kleine Berghütte platz und wem das nicht reicht, es gibt ja auch noch den Damensalon 😉
Im Speisesaal treffe ich Martin, mein Wanderkompagnon für die nächsten 4 Tage, bei seinem wohlverdienten Bier. Er ist vom Gasthaus Breitlahner direkt zur Berliner Hütte aufgestiegen und wird mich bis zum Ende der Tour begleiten.
Auch wenn das „checkin“ auf der Berliner Hütte etwas anders verläuft als auf anderen Hütten, bin ich mehr als positiv überrascht von der Hilfsbereitschaft und dem Team der Hütte. Obwohl die Hütte an Größe und daher natürlich auch an Zahl der Gäste alle anderen Berghütten in den österreichischen Alpen übertrifft, war das Team sehr flexibel und ist ohne weiteres auf meine „Sonderwünsche“ eingegangen. So konnte ich, obwohl es über das Buchungsportal nicht mehr möglich war, zwei Nächte hintereinander im selben Zimmer bleiben und somit auch ein Teil meines Gepäcks, was die morgige Gipfelbesteigung erheblich erleichtert. Auch extra Frühstück für uns zwei um 4:30 Uhr morgens war überhaupt kein Problem. Und alles mit einem freundlichen Lächeln, statt einem genervten Blick. Bei der Anzahl der Berggäste, die hier jeden Tag ein und ausgehen, sicher keine Selbstverständlichkeit !
Der Tag endet mit einem kühlen Bier, einem herzhaften Abendessen und vielen Geschichten.
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- Austria | Zillertal | Großer Mörchner
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- Austria | Zillertal | Großer Mörchner
- Austria | Zillertal | Schwarzenstein
- Austria | Zillertal | Schwarzenstein
- Austria | Zillertal | Hornspitze_III
- Austria | Zillertal | Schwarzenstein
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- Austria | Zillertal | Hornspitze_III
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Tag 3 – Abseits des Berliner Höhenweg – Abstecher zum Schwarzenstein (3.368 m)
Heute geht es früh los, sehr früh. Wir wollen über den Schwarzenstein Kees auf den Gipfel des Schwarzenstein ( 3.368m ) und wieder zurück zur Berliner Hütte.
Natürlich könnten wir eigentlich auch direkt vom Gipfel zur Greizer Hütte weiter gehen. Da ich aber im April schon recht spät mit den Reservierungen auf den Hütten dran war, musste ich die gesamte Tour nach den verfügbaren Schlafplätzen planen.
So sitzen wir pünktlich um 4:30 Uhr im Damensalon ganz alleine beim extra für uns vorbereiteten Frühstück. Es ist noch ungewöhnlich dunkel für einen Sommermorgen. Die Sonne versteckt sich wohl noch hinter den Berggipfeln. Kurz nach 5:00 Uhr brechen wir auf, um den Schwarzenstein zu erobern. Erst wandern wir in Richtung Schwarzensee und Mörchenscharte, zweigen jedoch schon vor dem Anstieg zum See rechts Richtung Schwarzensteinkees ab. Vor uns liegt ein wunderschöner, weiterer Talkessel. Begrenzt durch mächtige 3000er bilden diese die Grenze zu Italien, von links beginnend der Gipfel des Schwarzenstein, dann das Schwarzenbachköpfel ( 3106m ), die I Hornspitze ( 3172m ) und rechts die III Hornspitze oder auch Berliner Spitze ( 3253m ).
Bis zum Gletscher folgen wir der markierten Normalroute. Der Gletscher vor uns ist imposant und gefährlich zugleich. Doch der frühe Start macht sich bezahlt – der Schnee ist noch hart und wir kommen schnell voran. Am Gletscher selbst holen wir zu einem größeren Bogen aus, halten uns erst eher links und gehen steil über das blanke Eis bergauf, anstelle direkt schräg hinauf über den Gletscher Richtung Gipfel. Naturgemäß sind Gletscher an den Kanten spaltenreicher und mit dieser Route weichen wir den Spalten so gut es geht aus.
Die Sonne brennt wieder vom strahlend blauen Himmel, unter den Steigeisen rinnt uns förmlich der Gletscher davon. Der Schnee ist schon größtenteils geschmolzen, wodurch Spalten sehr gut sichtbar sind. So wandern wir oben angekommen am Gletscherplateau weiter in einem leichten Bogen in Richtung Gipfelgrat.
Wir sind die Einzigen, die heute von der Berliner Hütte in Richtung Schwarzenstein aufgebrochen sind. Das Wetter ist perfekt für eine Hochtour und wir genießen es Mutterseelen alleine über den Gletscher zu laufen. Nur oben am Gipfel erkennen wir beim Näherkommen den einen oder anderen Bergsteiger, der von der italienischen Seite den weitaus kürzeren Weg von der Schwarzenstein Hütte gekommen ist.
Vor uns liegt nur mehr das kurze letzte Stück, der Grat zum Gipfel hinauf. Jetzt jedoch, beim letzten Anstieg, macht sich meine Lunge langsam bemerkbar. Das Atmen fällt mir immer schwerer. Immerhin sind wir auf über 3000 Meter und es geht unaufhörlich stetig bergauf. Noch dazu artet das letzte Stück zum Gipfelkreuz in eine richtige Kletterpartie über wilde Felsspitzen aus.
Ich fluche so laut, wahrscheinlich hat man mich noch tief unten im Tal gehört 😉 …wenn der Gipfel nicht schon zum Greifen nahe wäre…
Aber dann ist es geschafft. Zwischen schroffen Felsen ragt das Gipfelkreuz des Schwarzenstein empor. Viel Platz hat man oben nicht gerade, geht es doch über die Felsen steil in die Tiefe. Die Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft genau über den Gipfel. Also steht man quasi mit einem Bein in Österreich und mit dem anderen in Italien.
Auf der einen Seite sieht man zurück in Richtung Großer Möseler und Schönbichler Horn. Unten erkennt man sehr schön den modernen Kubus der Schwarzenstein Hütte auf der italienischen Seite des Berges. Und in Richtung Greizer Hütte den mächtigen Gipfel des Großen Löffler.
Allzu lange können wir uns aber nicht aufhalten, wir marschieren den selben Weg, so wie wir gekommen sind, wieder zurück zur Berliner Hütte. Der kleine Abstecher vom eigentlichen Höhenweg hat sich jedenfalls gelohnt. Und mangels eines größeren Flusses, wird heute sogar einmal auf der Hütte geduscht. Kleiner Hinweis, die folgenden zwei Hütten haben überhaupt keine Duschen, da sollte man die sehr modernen Duschen auf der Berliner Hütte noch einmal ausnützen.
- Austria | Zillertal | Berliner Hütte
- Austria | Zillertal | Großer Möseler
- Austria | Zillertal | Hornspitze III
- Austria | Zillertal
- Austria | Zillertal | Großer Löffler
- Austria | Zillertal | Mörchenscharte
- Austria | Zillertal | Floitental
- Austria | Zillertal | Floitental
- Austria | Zillertal | Floitental
- Austria | Zillertal | Greizer Hütte
- Austria | Z illertal | Floitenspitze
- Austria | Zillertal | Felsköpfl
Tag 4 – Weiter zur Greizer Hütte ( 2.227m )
Heute müssten wir eigentlich nicht so früh raus. Aber wer schläft schon gut auf einer Berghütte. Um 6:00 Uhr früh sitzen wir beim Frühstück und gehen die heutige Tour durch, die auch nicht ohne ist. Zuerst hinauf zur Mörchenscharte dann ganz hinunter zum Floitenbach, um dann wieder zur Greizer Hütte aufzusteigen. Das sind in Summe zwar nur 12km aber dafür 1290 Höhenmeter bergauf und 1110m wieder hinunter. Auch soll sich das Wetter langsam umstellen und am Nachmittag etwas unbeständiger werden. Also eigentlich normales Bergwetter 🙂
Aber noch strahlt die Sonne unermüdlich vom Himmel. Etwas wehmütig starten wir von der aussergewöhnlichen Berliner Hütte in Richtung Greizer Hütte. Der Weg ist anfangs der selbe wir gestern, nur anstelle rechts in Richtung Schwarzensteinkees abzuzweigen, bleiben wir links und marschieren stetig ansteigend zum wunderschönen Schwarzsee (2472 m). Kurz vorm See stehen noch ein paar Steinmauern aus vergangenen Zeiten. Wir halten nur kurz für einen Fotostopp und steigen weiter in Richtung Mörchenscharte auf. Vorbei am Eissee, wird das Gelände immer rauher und felsiger. Es ist zwar ein steiler, aber im Grunde technisch einfacher Aufstieg zu Scharte. Oben angekommen hat man schon gegenüber die Greizer Hütte im Blick. Nur dumm, dass man zuerst weit ins Tal absteigen und dann auf der anderen Seite wieder aufsteigen muss.
Der Abstieg von der Scharte ist die einzig schwierige Stelle auf der heutigen Tour. Seitlich ist ein Stahlseil gespannt, und es führt ein schmaler, wirklich sehr schmaler Steig die Felsen hinab. Für geübte nicht wirklich ein Problem, trotzdem finden es manche leichter, direkt über das Schneefeld hinunter zu laufen. Für gewöhnlich lasse ich mich da auch nicht lange bitten, aber vor drei Wochen sind genau an dieser Stelle zwei Wanderer abgerutscht und mussten mit dem Hubschrauber geborgen werden, also wähle ich diesmal doch lieber den markierten Weg entlang des Stahlseils.
Es geht jetzt steil bergab in Richtung Floitenbach. Es ist schon etwas demotivierend bergab zu steigen, wenn man die Hütte die ganze Zeit gegenüber hoch am Berg im Blick hat. Diesmal lerne ich am Weg Esther aus Lienz kennen, sie ist Lehrerin und hat einmal in Baden bei Wien, meiner Heimatstadt unterrichtet. So kommen wir schnell ins Gespräch und ich hole mir gleich ein paar Wandertipps aus der Gegend um Lienz. Auch wenn heute ein paar vereinzelte Wolken den strahlend Blauen Himmel trüben, ist es wieder ein wunderschöner Sommertag. Unten am Floitenbach angekommen nutzen wir die Gelegenheit und springen ins kalte Nass und lassen uns in der Sonne trocknen. Eine kleine Pause tut gut vor dem neuerlichen steilen Aufstieg zu Greizer Hütte. Esther steigt jedoch weiter ins Tal ab, um sich dort mit ihrem Freund zu treffen. Martin und ich nennen ihn Mr. Kaiserschmarrn, aber das ist eine andere Geschichte 😉
Wir dagegen nehmen das letzte Stück unserer Tour in Angriff und steigen die steilen Serpentinen zur Hütte auf. Jetzt doch etwas hurtiger, denn es dürfte tatsächlich noch etwas Regen kommen. Aber wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zur Hütte.
Und wir fühlen uns auch gleich Pudelwohl. Es ist eine kleine entzückende Hütte. Ich frage mich nur wie viele schon über die steile Treppe ins Obergeschoß abgestürzt sind.
Die Greizer Hütte ist eine rein vegetarische Hütte und ich muss sagen, das Abendessen, Vegetarische Spaghetti-Bolognese mit Linsen, war einfach ausgezeichnet.
Überhaupt kann ich sagen, dass das Essen auf Hütten des Berliner Höhenwegs überall sehr lecker war. Viel besser als am Venediger Höhenweg. Aja, bevor ich es vergesse, es gibt noch einen Unterschied zum Venediger Höhenweg. Also mal abgesehen davon, dass am Berliner Höhenweg natürlich mehr Deutsche unterwegs sind, ist es auch so, dass im Gegensatz zum Venediger Höhenweg auch nur Deutsche Handyempfang haben. So muss man jeden Abend jemanden bitten, einen Hotspot einzurichten, um schnell eine Nachricht verschicken zu können. Aber ganz ehrlich, eine Woche kein Handempfang, man glaubt nicht wie entspannend das sein kann 🙂
Tag 5 – Über die Lapenscharte zur Kasseler Hütte ( 2178m )
Unsere letzte große Etappe liegt vor uns. Gut erholt starten wir wie immer um 6:00 Uhr zum Frühstück. Nach fünf Tagen in den Bergen hat sich die morgendliche Routine schon richtig eingespielt. Beginnend mit der Katzenwäsche, Wasserflasche für die Tour auffüllen, Hüttenschlafsack einrollen, schon mal alles im Rucksack verstauen, Frühstücken, Schuhe, Wanderstöcke, Rucksack schnappen und los.
Das Wetter zeigt sich heute nicht von seiner besten Seite. Wolken hängen schwer über den Gipfeln und es droht am Nachmittag zu regnen. Um so mehr beeilen wir uns, will ich doch noch in den einladenden Pool der Kasseler Hütte hüpfen.
Oben auf der Lapenscharte treffe ich wieder auf die tschechische Wandergruppe, die auch schon gestern von der Berliner zur Greizer Hütte unterwegs war. Die Gruppe hat es auch heute irgendwie nicht so wirklich eilig, was ihre Wanderführerin Jitka angesichts der grauen Wolken doch etwas nervös macht. Da ich sowieso auf Martin warten muss, biete ich ihr an, den Weg mit ihr und ihrer Gruppe gemeinsam zu gehen, so können wir abwechselnd die Schlusslichter und Martin einsammeln, während der jeweils andere mit den schnelleren schon mal vorausgeht.
Wir verlassen das Floitental und wandern nun durch das Stilluptal. Wie schon gestern am Weg zur Greizer Hütte sieht man auch heute bereits die Kasseler Hütte auf der anderen Talseite hoch am Berg. Der Weg ist lang, aber dafür muss man nicht wie am Tag zuvor ins Tal absteigen um auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Stattdessen wandert man den gesamten Talkessel aus, der Weg geht mal rauf und runter, aber man bleibt in etwa immer auf der selben Höhe wie die Hütte. Dafür ist der Weg sehr anspruchsvoll, teilweise Seilversichert, aber auch, durch diverse stärke Regenfälle, überhaupt nicht mehr vorhanden, was oft in abenteuerliche Kletterpartien ausartet. Bei diesen Stellen wartetet die Gruppe immer wieder zusammen, so können Jitka und ich allen sicher auf die andere Seite helfen. Martin inklusive 😉
So dauerte es doch etwas länger als geplant, aber wir erreichen die Kasseler Hütte bevor es stärker zu regnen beginnt. Ich will unbedingt noch schnell in den Pool hüpfen, habe ich mir doch das beste für den Schluss aufgehoben. Komischerweise will mich niemand begleiten 🙂 Es fängt schon zum tröpfeln an und ich beeile mich. Aber im Grunde nicht so tragisch, wenn ich jetzt etwas nass werde, denn gleich hüpfe ich sowieso ins kalte Nass. Und ja, das Wasser ist echt schweinekalt. Eigentlich hätte ich erwartet, dass der kleine Teich wärmer als das Gletscher Wasser in den Flüssen ist, aber nach dem Sprung hinein hielt ich nur den Atem an und versuchte schleunigst wieder rauszukommen. Auch war das Wasser nicht gerade sauber, also in Summe eher ein enttäuschendes Erlebnis nach der langen Vorfreude.
Überhaupt wurde ich mit der Kasseler Hütte nicht so warm. Lag es am Wetter? Daran, dass es die letzte Nacht in den Bergen sein sollte? Am enttäuschendem Badeerlebnis heute? Oder am voll belegten Lager, Matratze an Matratze, ohne jegliche Ablagemöglichkeit oder Abtrennung – schön kuschelig.
Aber jetzt wird mit Martin und Jitka erstmal auf unseren letzten Abend angestoßen. Die letzten Tage waren voller Herausforderungen, Höhen und Tiefen, und es fühlt sich einfach richtig an, hier oben, am Ende des Weges, zu sein.
Tag 6 – Abstieg ins Tal
Am heutigen Morgen sind die Berge in dichte Wolken gehüllt, der Regen ist aber nicht allzu stark. Wir verlassen die Berge und steigen ins Tal ab. Was bleibt, sind unvergessliche Erinnerungen an eine Reise durch die Alpen, in die Berge, die mich so stark geprägt haben. Und das Gefühl, in dieser weiten und großteils unberührten Natur ein Stück von mir selbst gefunden zu haben.